Eine gute Konnektivität zählt inzwischen zu den wichtigsten Kaufkriterien für ein Fahrzeug. Doch ein Vergleich unter den Herstellern ist nicht einfach. Der ADAC testete sieben Systeme. Andreas Pfeffer vom ADAC Technik Zentrum in Landsberg am Lech erklärt, welche Kriterien bei der Kaufentscheidung zu berücksichtigen sind.
Das Connected Car ist längst Realität. Daten, die in die Windschutzscheibe eingeblendet werden, Verkehrsinformationen in Echtzeit oder die bequeme Bedienung von Messenger-Diensten per Sprachsteuerung: Vernetzte Fahrzeugfunktionen – die sogenannte Konnektivität – sind heute nicht mehr aus modernen Pkw wegzudenken. Alle Automobilhersteller bieten entsprechende Konnektivitätsdienste an, um Autofahrenden einen Mehrwert zu ermöglichen und gleichzeitig die Sicherheit beim Autofahren zu erhöhen.
Die Integration von Mobilgeräten ist dabei fast schon selbstverständlich. Eine Freisprecheinrichtung und der Zugriff auf Adressen und Telefonnummern aus dem Handy gehören bereits zum kleinen Einmaleins. Gleiches gilt für die Wiedergabe von Musik oder Hörbüchern, die auf dem Smartphone gespeichert sind. Die Hände bleiben stets am Lenkrad.

Ging der Konnektivität akribisch auf den Grund: Andreas Pfeffer vom ADAC Technik Zentrum. Foto: ADAC
Konnektivität ist vielfältig
Potenzielle Käufer wollen ihr Handy schnell und einfach mit dem Auto verbinden und erwarten eine unkomplizierte Bedienbarkeit. Daneben zählen Design, Antriebssysteme und Wirtschaftlichkeit der Kraftfahrzeuge. Dabei können die Unterschiede zwischen einzelnen Marken und Modellen beträchtlich ausfallen. Das hängt mit der rasend schnellen Entwicklung der Digitalisierung zusammen. Und es wird davon beeinflusst, was Kunden erwarten und was für sie überhaupt relevant ist.
Deshalb hat der ADAC gemeinsam mit der Fachzeitschrift „Connect“ die Konnektivität von sieben Mittelklassefahrzeugen verglichen (siehe unten). „Ein Aspekt war uns bei dem Test besonders wichtig“, erklärt Andreas Pfeffer vom ADAC Technik Zentrum in Landsberg am Lech: „Wir haben sämtliche Eingaben bei stehendem Fahrzeug vorgenommen. Das Ablenkungspotenzial bei der Fahrzeugbedienung ist je nach Fahrzeug und Hersteller sehr unterschiedlich, hier haben wir im Rahmen des Vergleichstests im öffentlichen Straßenverkehr jegliche Gefährdungen ausgeschlossen.“
Vernetzung ist klassenlos
Der Vergleich nennt mit Mercedes-Benz und BMW zwei Testsieger. Doch fast noch wichtiger sind die allgemeinen Trends, die er aufzeigt. „Für uns war recht überraschend, dass sich die Infotainment-Technik in Kompakt- und Mittelklasse kaum unterschied – der Autopreis spielt hinsichtlich vernetzter Funktionen offenbar keine große Rolle“, sagt Andreas Pfeffer. So zeigt sich, dass in diesem Punkt die getesteten Mittelklassefahrzeuge kaum besser sind als die vor einem Jahr untersuchten Fahrzeuge der Kompaktklasse. „Im Gegenteil: Im Einzelfall, etwa bei BMW, konnte das Kompaktmodell damals sogar noch mehr“, ergänzt er.
Fast schon ein Standard sind Zentralbildschirme mit zehn Zoll und mehr Bildschirmdiagonale. Genauso selbstverständlich ist die hochauflösende Grafikdarstellung. Dafür haben sich die meisten Hersteller vom CD-Laufwerk verabschiedet. Oft ist es nicht einmal mehr gegen Aufpreis erhältlich. „Wer seine Scheiben auch unterwegs hören will, wird mittlerweile leider zum Umdenken gezwungen“, stellt Andreas Pfeffer fest.

Konnektivität vom Smartphone-Spezialisten: Apple CarPlay ist bei allen Autoherstellern erhältlich – ebenso Android Auto. Foto: Apple
Komplexe Technik leicht bedient
Unterschiede gibt es bei der Bedienung der Systeme. Das berührungsempfindliche Display dominiert dabei. Die Touch-Displays sind zwar intuitiv zu nutzen, aber im Praxisbetrieb manchmal umständlich. Andreas Pfeffer rät daher: „Einen Controller mit Dreh- und Klickfunktion halte ich für eine hilfreiche Ergänzung“ und fügt hinzu: „Die Steuerung per Gesten ist eine BMW-Spezialität, scheint sich aber nicht richtig durchzusetzen.“ Dagegen erleichtert die Bedienung mit natürlicher Sprache das Fahren in bestimmten Situationen erheblich.
Bei der Sprachsteuerung ist allerdings zu unterscheiden zwischen Systemen, die eine eigene Software nutzen, und solchen, die auf Dienste wie zum Beispiel Siri von Apple zurückgreifen. Erstgenannte erlauben es auch, Fahrzeugfunktionen zu regeln – beispielsweise die Klimatisierung.
Dies ist bei Apple CarPlay und Android Auto nicht der Fall, die über die Apple- bzw. Android- Software funktionieren. Je nach Smartphone-Typ spiegeln sie ausgewählte Apps in den Fahrzeugbildschirm. Dort können sie entweder per Touch oder durch die integrierte Smartphone-Sprachsteuerung bedient werden. Das betrifft nicht nur Telefonie und Audio, sondern vor allem auch Kurznachrichten und WhatsApp. Sie können per Sprachbefehl vorgelesen, beantwortet oder neu verfasst werden. Besonders praktisch ist es, wenn das Smartphone dazu nicht per Kabel verbunden sein muss.

Flugzeugtechnik für die Straße: Head-up-Displays, also das Einblenden von Informationen ins Sichtfeld des Fahrers, gelten als zukunftsweisend. Foto: Daimler
Navigation in Echtzeit
Connected Cars bieten bei der Navigation noch andere Vorteile. Es geht dabei um die Darstellung von Fahrinformationen. Elegant ist das Einblenden der Hinweise in die Windschutzscheibe mittels sogenannter Head-up-Displays. Das bieten inzwischen schon einige Hersteller an. Eine ansprechende Kartendarstellung zeigen im Test BMW und Jaguar, die am Zentraldisplay Satellitenansichten nutzen. „Besonders fortschrittlich ist allerdings Mercedes-Benz, die Augmented Reality bei der Routenführung nutzen“, lobt Andreas Pfeffer. Die Virtuelle Realität hat also bereits Einzug in die Fahrzeuge gehalten.
Eingeschränkte Verbindungen
Datennutzung und -austausch sind das A und O der Konnektivität. Umfassende Systeme, so wie sie die sieben Testkandidaten besitzen, nutzen für die Online-Dienste fest eingebaute SIM-Karten. Die Kosten sind zunächst im Neuwagenpreis integriert – allerdings mit begrenzter Laufzeit. Fast immer sind es nur drei Jahre (rühmliche Ausnahme: Kia mit sieben Jahren), bevor der Besitzer für die diversen Möglichkeiten zahlen muss. Das Problem dabei: Keines der getesteten Modelle verfügt über einen zugänglichen Steckplatz für eine eigene SIM-Karte. Das sieht Andreas Pfeffer als Nachteil: „Damit ist man bei den Online-Diensten immer auf den Fahrzeughersteller angewiesen.“
Noch an anderer Stelle herrscht keine Wahlfreiheit. Für die Übertragung von Audiodateien sind USB-Sticks immer noch ein gängiges Verfahren. Allerdings bieten nicht mehr alle Fahrzeughersteller das gebräuchliche USB-A-Format an, sondern nur noch die kleinen USB-C-Buchsen.

Der Fahrer bleibt in der Verantwortung: Konnektivität erleichtert das Fahren, darf aber auf keinen Fall ablenken. Foto: istock
Selbstkritisch prüfen
Die Autohersteller bieten viel, so viel steht fest. Doch nicht alles ist für jeden Fahrzeugkäufer interessant – schon gar nicht, wenn er dafür zusätzlich bezahlen muss. Deswegen empfiehlt Andreas Pfeffer, sich vor dem Autokauf über die persönlichen Anforderungen an die Konnektivität eine Meinung zu bilden. So manches, was vom Verkäufer oder im Prospekt als besonders innovativ angepriesen wird, ist vielleicht bei anderen schon ein alter Hut. Oder aus blumigen Formulierungen geht womöglich gar nicht hervor, was ein bestimmter Online-Dienst zu leisten vermag.
Wer eine gewisse Vorstellung von seinem Connected Car bekommen hat, sollte gründlich die Preise vergleichen. So manche Online-Services sind nur 24 Monate kostenfrei, bei Werbeaktionen in Verbindung mit Musik-Streamingdiensten sogar manchmal nur drei Monate. Folglich ist es wichtig zu wissen, was der Spaß am Ende der Laufzeit kostet.
Bleibt das gute alte Ausprobieren. Wer eine Probefahrt beim Händler macht, achtet bislang meist auf Fahrverhalten, Sitze oder Kofferraum. Das Infotainment wird meist vernachlässigt. „Hier lohnt sich aber, Zeit zu investieren, sich die Funktionen ausgiebig erklären zu lassen und bei einer Probefahrt auszuprobieren“, benennt Andreas Pfeffer das Problem. Nur dann wartet die Online-Welt darauf, vom Fahrzeug aus entdeckt zu werden.
Der vollständige Test ist zu finden unter https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/tests/technik/konnektivitaet-mittelklasse/
Text: Wolfgang Hörner; Aufmacherfoto: iStock
Kia Konnektivität ? Mein Fahrzeug ist 11 Monate alt, ein E-Niro September 2020
Bis zum Sommer funktionierte zum Beispiel die Navigation per Spracheingabe einwandfrei. Jetzt heißt es nur noch: „Benutzen Sie die Tastatureingabe“ Das gilt für alle möglichen Spracheingaben (POI, Ladestationen usw.).
Bei Spracheingabe der Adressen im Adressbuch funktioniert es allerdings.
Nachfrage bei der Werkstatt ? Angeblich wusste die Werkstatt nichts von dem Problem, obwohl im Internet bereits mehrere Einträge sind. Es soll demnächst ein Kartenupdate gemacht werden.
Anfrage bei KIA ? Bis heute keine Antwort, nur eine Eingangsbestätigung vom 17.8.2021