Der 27-jährige Paul Stappenbeck ist querschnittsgelähmt. Um flexibler zu sein, konstruierte er ein elektrisch betriebenes Trike für Rollstuhlfahrer. Hier erzählt der Berliner, wie es dazu kam und was seine Pläne für die Zukunft sind.
Ein kleiner Augenblick veränderte alles: Am 13. Juli 2010 stürzte ich in Thailand mit dem Fahrrad auf regennasser Fahrbahn. Ich prallte gegen eine Leitplanke und brach mir dabei den fünften und sechsten Brustwirbelkörper. Die Diagnose: Querschnittlähmung.
Von einem Tag auf den anderen war ich auf den Rollstuhl angewiesen und in meiner Mobilität stark eingeschränkt. Die einzige Fortbewegungsmöglichkeit neben den öffentlichen Verkehrsmitteln, die entsprechend ausgerüstet sein müssen, ist der Pkw. Von den Kosten mal abgesehen, ist es auch da ein enormer Aufwand, ein Fahrzeug für Rollstuhlfahrer nutzbar zu machen.
Da ich schon immer von einem Motorrad geträumt hatte, schwebte mir zunächst eine Zweiradlösung vor. Mit dem Plan, ein Elektro-Motorrad mit 100 km/h Höchstgeschwindigkeit für Rollstuhlfahrer zu entwickeln, schrieb ich viele Hersteller an. Ohne Erfolg.
Ich musste also umdenken. Mit dem Vorhaben, ein Fahrzeug auf eigene Faust umzusetzen, blieb ich erst mal in einer kleineren Kategorie. Der technische und technologische Aufwand wäre weitaus größer, wenn man gleich bei 100 km/h einsteigt. Das fängt bei der Reifengröße an, geht über den Motor bis hin zu Bremsanlage und Fahrwerk. Alles hätte wesentlich stabiler und größer ausgelegt werden müssen, was natürlich zwangsläufig den Preis in die Höhe treibt. Gerade bei so einem Einzelstück.
Ein Trike für Rollstuhlfahrer auf Basis eines existierenden Modells
Mir kam die Idee, ein Elektro-Trike auf Basis eines schon existierenden Modells zu bauen. Den rollstuhlgeeigneten Scooter von Huka als Grundlage, entwarf ich mit dem Batteriespezialisten RiPower und mit Mücke Carbon- und Kunststofftechnik ein Konzeptfahrzeug, das ich dank der Förderung der ADAC Stiftung realisieren konnte.

So sieht der Prototyp des E-Trikes für Rollstuhlfahrer aus
Noch ist es ein Prototyp, der als medizinisches Hilfsmittel auf öffentlichen Straßen nur 25 km/h fahren darf. Dennoch: Ein Stück bin ich meinem Traum damit nähergekommen. Ich bin der festen Überzeugung, dass dieses Konzept der Mobilität – keine Unterscheidung mehr zu machen zwischen Rollstuhl fahrenden und zu Fuß gehenden Personen – seine Berechtigung hat. Gerade im Bereich des Motorradfahrens gibt es wenige oder keine passenden Lösungen für Rollstuhlfahrer. Fahrzeuge für jedermann nutzbar zu machen ohne viel Aufwand, da sollte es hingehen.
Ein Prototyp, um aufmerksam zu machen und ins Gespräch zu kommen
Dieses E-Trike ist eigentlich so gedacht, dass man die offene Kabine über die Platte, die sich im Heckbereich senkt, befahren und betreten kann. Wenn Fußgänger Interesse hätten, es zu nutzen, könnte es ein aus dem Seitenteil herausklappbares Sitzelement geben.
Der Prototyp, den ich jetzt nutze, ist noch nicht so ausgebaut. Er dient mir persönlich als Fortbewegungsmittel in Berlin und ist vor allem dafür gedacht, aufmerksam zu machen und ins Gespräch zu kommen. Das Fahrzeug macht meine Idee greifbar und ist mehr als nur ein Konzept auf dem Papier.
Aber es ist noch nicht das, wo ich eigentlich hinmöchte: In die Kategorie der 125-Kubik-Motorräder, mit denen sich auch Geschwindigkeiten von 120 km/h auf der Autobahn problemlos erreichen lassen. Das bietet dann wirklich einen Mobilitätsvorteil. Gerne würde ich diesen Prototyp noch weiterentwickeln und dafür einen Partner finden. Natürlich wären Förderer und Sponsoren für das Projekt toll, am liebsten wäre mir dennoch eine Kooperation. Jemanden an der Seite zu haben, der meinen Ansatz versteht und das notwendige Know-how mitbringt, wäre einfach klasse.
Paul Stappenbeck ist 27 Jahre alt und studiert Psychologie an der Humboldt-Universität in Berlin. Seit einem Fahrradunfall als Jugendlicher sitzt er im Rollstuhl und ist in seiner Mobilität stark eingeschränkt. Um wieder flexibler unterwegs sein zu können, konstruierte er mit den Firmen RiPower und Mücke-Carbon ein elektrisch betriebenes Trike für Rollstuhlfahrer. Die ADAC Stiftung hat das Vorhaben mit 10.000 Euro gefördert.
Die ADAC Stiftung hilft bedürftigen Unfallopfern durch professionelle Beratung und Zuschüsse für Sachleistungen und therapeutische Maßnahmen. Weitere Infos hierzu und auch zu Paul Stappenbecks Geschichte gibt es unter stiftung.adac.de/einzelfallhilfe (Kontakt: einzelfallhilfe@stiftung.adac.de und +49 89 76 76 34 50)
Fotos: drYst