Im Stau stehen – kann jeder. Den Stau prognostizieren – nur die Profis. Seit 1997 bieten wir interessierten Autofahrern eine Stauprognose für Autobahnen und das Hauptstraßennetz an. Wir erklären euch zum 20-jährigen Jubiläum des kostenlosen Services, wo und wie die Stauprognose entsteht.

Ein Blick auf die Karte der ADAC Stauprognose.
ADAC Zentrale in München. 1. Stock, Abteilung Verkehrsinformation. Ein modernes Großraumbüro. Mit offener Atmosphäre, mobilen Arbeitsplätzen und einem gewaltigen Flatscreen, auf dem gerade die aktuelle Verkehrssituation rund um München eingeblendet ist. Hier sitzt die Verkehrsinformation mit 20 Mitarbeitern, unter Leitung von Markus Bachleitner. Aus Millionen von Einzeldaten wird für den Nutzer ein Bild der aktuellen Verkehrslage in Echtzeit zusammengesetzt, das jeder Autofahrer direkt abrufen kann. Über die Website oder über die App fürs Smartphone (Android, iPhone).
Big Data und menschliche Komponente
Ohne digitale Daten geht in der Stauprognose von heute nichts mehr. Und die Zahlen hierzu sind beeindruckend: Insgesamt liefern circa 300.000 Fahrzeuge pro Tag ständig und anonymisiert bis zu 50 Millionen Live-Verkehrsflussdaten, die auf Servern in der Münchner Zentrale sicher gespeichert sind. Dabei werden pro Sekunde bis zu 1000 Datensätze gleichzeitig verarbeitet. Diese bilden die Grundlage für die vollautomatische Berechnung des Verkehrsflusses durch einen Algorithmus. Daraus werden dann Aussagen zu minutengenauen Stauverlustzeiten, den genauen Staulängen und der Durchschnittsgeschwindigkeit im Stau abgeleitet. Da die Daten permanent aktualisiert werden, ergibt sich alle fünf Minuten eine neue Verkehrslage. Die könnt ihr dann direkt und sofort in der Prognose abrufen.
Woher kommen die Daten?

Markus Bachleitner, Leiter der Abteilung Verkehrsinformation, erläutert, wie die ADAC Stauprognose entsteht.
Die etwa 50 Millionen Verkehrsflussdaten stammen hauptsächlich von großen Fahrzeugflotten und Speditionen, Online-Navigationsgeräten und den unseren Staumeldern. Die Daten liefern Positions- und Geschwindigkeitsinformationen, die sogenannten Floating Car Data (FCD). Natürlich werden diese Daten durch aktuelle Meldungen zu Stau-Ursachen sowie Gefahrenmeldungen der Polizei ergänzt.
Diese Aufgabe übernimmt die menschliche Komponente: Zwei Verkehrsredakteure pflegen die zusätzlichen Informationen ein, die (noch) nicht datenbasiert einfließen können. Insbesondere zu den Hauptreisezeiten während der Schulferien, bei Großveranstaltungen wie Festivals, oder auch bei Dauerbaustellen und Sperrungen holen die Redakteure weitere Informationen von Behörden, Polizei und Autobahnmeistereien ein, die dann in die Prognose integriert werden.
Wie aktuell kann die Prognose sein?
Die Prognose ist immer in Echtzeit abrufbar. Die aktuelle Lage wird berechnet und hochgerechnet. Dabei wird nach drei Kriterien unterschieden:
- Kurzfristige Prognose – die nächsten zwei Stunden
- Mittelfristige Prognose – der nächste Tag
- Langfristige Prognose – bis zu einem Jahr im Voraus
Hinter der langfristigen Prognose liegt der ADAC Staukalender, der sämtliche Ferienkonstellationen berücksichtigt und mit historischen Daten kombiniert wird. Die Prognose berücksichtigt ausschließlich Daten, die jünger als vier Wochen sind. Der Einfluss älterer Daten auf die Prognose wird somit reduziert. Gut zu wissen ist, dass sämtliche Daten archiviert werden. So kann das Team der Verkehrszentrale die Verkehrslagen aus der Vergangenheit abrufen, um damit die aktuelle Prognose noch exakter zu gestalten.
Wie genau kann die Prognose sein?
Die Stauprognosen sind präzise für alle vorhersehbaren Verkehrsereignisse, ganz gleich an welchem Ort und zu welcher Zeit. Wenn sich aber größere Störungen wie etwa schwere Autobahnunfälle ergeben, bei denen die Autobahn gesperrt werden muss, stößt jede noch so genaue Datenauswertung an ihre Grenzen. Und es schlägt wieder die Stunde der menschlichen Mitarbeiter. Es ist die Kombination aus modernster Datenverarbeitung und individueller menschlicher Recherche, die den Unterschied zu anderen Anbietern ausmacht. Und ihr wisst sofort, wo der Verkehr noch stockt und wo er wieder fließt.