Beate Lintz leitet beim ADAC die Abteilung für Markenentwicklung. Im vergangenen Jahr nahm sie an einem Cross-Mentoring-Programm teil, das weibliche Nachwuchs-Führungskräfte bei ihren ersten Schritten in der neuen Position unterstützen soll. Hier erzählt sie, wie sie ihrer Mentee helfen konnte und was sie selbst dabei gelernt hat.
Wenn man zum ersten Mal eine Führungsposition übernimmt, ist eine erfahrene Persönlichkeit, mit der man über seine Erlebnisse sprechen und gemeinsam nachdenken kann, wirklich hilfreich. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.
Genau deshalb ist das Cross-Mentoring-Programm, an dem ich als Mentorin teilgenommen habe, so großartig. Hier bekommen junge Führungskräfte einen erfahrenen Ansprechpartner an die Seite, mit dem sie sich über ihre Herausforderungen austauschen können.
Bei dem Programm wurden Leute aus unterschiedlichen Unternehmen zusammengespannt. So hat man mal über den eigenen Tellerrand hinausgeschaut. Das galt für die Nachwuchs-Führungskraft, aber natürlich auch für mich selbst. Außerdem haben die Experten von Cross Consult genau die richtigen Paare gefunden. Das waren oft völlig unterschiedliche Charaktere, die sich jedoch wunderbar ergänzt haben.
Mentorin: Für junge weibliche Führungskräfte besonders wichtig
Gereizt hat mich diese Aufgabe, weil mich Menschen interessieren, und weil ich Karrieren unterstützen will, die sich gerade entwickeln. Dass sich das Programm an weibliche Nachwuchskräfte richtet, war mir dabei eigentlich gar nicht so wichtig – ich würde das auch für junge Männer machen.
Andererseits glaube ich schon, dass diese Form der Unterstützung für junge Frauen besonders wichtig ist. Es gibt noch immer starke Männernetzwerke, es gibt immer noch Führungsebenen, in die mehr Männer aufsteigen als Frauen. Und das hat sicher nichts mit der Qualifikation zu tun.
Unter den Mentoren waren übrigens auch Männer – und das war gut so. Selbst wenn das sehr nach Klischee klingt: Männer und Frauen haben häufig unterschiedliche Herangehensweisen, das hat sich bei den Treffen im größeren Kreis immer wieder gezeigt. Frauen lassen ihre Emotionen, das Soziale eher mitschwingen. Bei den Männern ging es öfter um Profilierung und Macht. Am Ende braucht man wahrscheinlich beides.
Kein Coach, sondern Sparringspartner
Als Mentorin bin ich kein Coach, der sagt, wo’s langgeht, sondern eine Sparringspartnerin. Ich habe meiner Mentee dabei geholfen, verschiedene Herausforderungen in ihrem Führungsalltag zu reflektieren, auch mal einen Schritt zurückzutreten, die eigenen Gefühle rauszunehmen. Ihren Weg musste sie aber selbst finden, es gibt ja nicht den einen Führungsstil. Du musst bei dir sein, authentisch sein – Mensch und Handeln müssen zusammenpassen.
Meine Mentee hatte zum Beispiel eine Gruppe zu leiten, die fast nur aus Männern bestand, darunter viele langjährige Mitarbeiter. Als sie den Job übernahm, war die Atmosphäre im Team sehr angespannt. Sie musste einiges verändern, ihre eigene Position stärken. Am Ende, und das hat mich riesig gefreut, hat sie das super hingekriegt.
Mentee und Mentorin profitierten
Mein eigener Einfluss ist da schwer zu messen. Aber es hat mir sehr viel Spaß gemacht, Feedback zu geben, meine Mentee im Gespräch dabei zu unterstützen, Klarheit über ihre Situation und ihre Ziele zu erreichen und sich klar auszudrücken, gerade im Gespräch mit den Mitarbeitern.
Wenn ich auf die Zeit mit „meiner“ Nachwuchs-Führungskraft zurückschaue, dann muss ich sagen: Sie hat auch mir gutgetan. Im Austausch konnte ich mich mit meiner eigenen Rolle beschäftigen. Warum mache ich das, mache ich das gut, was könnte ich anders machen? Da habe ich viel mitgenommen!
Foto: privat
Hier lest ihr, was eine ADAC Test-Projektleiterin so in ihrem Berufsalltag erlebt.