Sophia Frank (27) ist als Chefin vom Dienst (CvD) eine Schnittstelle zwischen ADAC Experten, den Lesern und Mitgliedern. Was die Arbeit leicht macht, und warum sie die Herausforderungen jeden Tag wieder annimmt, erzählt sie hier.
Meine Aufgabe ist es, den Nutzern jeden Tag ein breites Spektrum an Informationen zu liefern. Für dieses Angebot wähle ich aus einer großen internen Informationsvielfalt. Auf meinem Bildschirm landen Informationen aus dem ganzen ADAC: von den Juristen, aus dem Landsberger Technikzentrum, der Touristik, dem Verkehrsbereich, der Nachrichten-Redaktion. Das hält die Arbeit vielfältig und spannend.
Ich kann, aber ich muss auch wählen: Gibt es neue Apps? Politisch wichtige Aussagen? Testergebnisse von einer Untersuchung? Welches Thema könnte heikel werden und einen Shitstorm auslösen? Welche Themen suchen die Menschen draußen an den Bildschirmen, welche sollen sie finden? Solche Fragen stelle ich mir jeden Tag, fast schon jede Stunde.
Die Mischung macht’s
Täglich eine gute Mischung hinzubekommen – das ist mein Anspruch. Autothemen sind natürlich wichtig, aber ich bringe auch Informationen zum öffentlichen Nahverkehr unter, über das Fahrrad, Reisen, aktuelle Urteile. Eigentlich ist es wie Tetris spielen: Ich schiebe Bausteine hin und her, bis ein gutes Ergebnis auf dem Bildschirm erscheint.
Dieses Ergebnis ist oft ein Kompromiss. Jedes Thema für sich ist wichtig, die Interessen der unterschiedlichen Nutzerinnen und Nutzer sind allerdings nicht immer deckungsgleich. Deshalb verschwindet ein Thema wegen mangelnder Klicks wieder von der Startseite oder wird auf Social Media gar nicht ausgespielt. Das ist verständlicherweise schon mal enttäuschend für den ein oder anderen.

Sophia Frank arbeitet mit datenbasierter Strategie und viel Diplomatie. Foto: ADAC/Beate Blank
Aber wir wollen im Internet mit adac.de und den Social-Media-Kanälen ja viel repräsentieren: den ADAC in seiner großen Vielfalt und mit seinem Repertoire, aber genauso die Interessen und Wünsche der Nutzer, die jeden Tag tausendfach die Seiten besuchen. Sie wollen etwas Neues über Dinge erfahren, die sie gerade suchen, oder die Tagesgespräch sind. Das kann ein aktueller Bericht über ein neu erschienenes Elektroauto sein, die rechtliche Einordnung des Bußgeldkatalogs oder einfach ein Reifenwechsel-Tipp.
Stärken ausspielen
Dabei ist die Website nicht zwangsläufig die beste Platzierung: Viele Themen erreichen auf Facebook, Twitter oder Instagram mehr Nutzer. Bei Facebook ist alles gut, was zum Kommentieren einlädt. Instagram und Pinterest gelten als bildstark und leben von der Interaktion, Twitter ist kurz, knapp und schnell. Das sind alles Stärken, die ich bei der Auswahl und Präsentation kennen, nutzen und ausspielen muss. Wer dagegen vertiefte Informationen über zum Beispiel den neuesten Lastenräder-Test mit detaillierten Tabellen und Fotos sucht, wird auf der Homepage eher fündig als bei Twitter.
CvD-Diplomatie trifft Herzblut
Im breit aufgestelltem ADAC gibt es besonders viele unterschiedliche Bereiche. Als Schnittstelle zwischen Fachbereichen und Internet-Nutzern vermittle ich den ADAC Experten auch, wie sie sich am besten im Internet präsentieren. Viele meiner ADAC Kollegen sind Mobilitätsfachleute aller Art und kennen sich extrem gut mit Fahrzeugtechnik aus, mit touristischen Angeboten oder der Straßenverkehrsordnung. Ich dagegen als Internetexpertin und CvD weiß viel über die Verbreitungskanäle und spreche Empfehlungen aus, wie sie ihre Informationen am besten platzieren.
Diese Beratung erfolgt mit viel Diplomatie und auf der Grundlage unserer Auswertungen und Reportings. Wichtig ist dabei ein enger Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen, um die beste Publizierungs-Strategie zu finden. Wir bieten viel Unterstützung an, stellen Fragen nach der Zielgruppe, klären, ob es Videos gibt und in welchem Format, ob wir Fotos produzieren müssen, oder ob es gilt, Grafiken zu animieren. Dabei spüre ich, wie viel Herzblut in den Ausarbeitungen liegt. Viele Themen können wir besser als gedacht platzieren. Aber es ist ein stetiges Auf und Ab. Das ist schon eine Challenge, niemanden zu verletzten. Da die Kollegen gelegentlich eigene Vorstellungen haben, prallen manchmal Welten aufeinander.
Ausreißer, Überraschungen, Verwunderliches
Die Aufgabe als CvD erfordert viel Erfahrung. Ich probiere oft Dinge aus und warte die Reaktionen ab. Dafür erreichen mich regelmäßig viele Zahlen: Monatsauswertungen, die in größeren Runden diskutiert werden, aber auch Wochen-Auswertungen, ich schaue sogar täglich in unsere Dashboards. Damit bekomme ich einen Überblick, welches Thema auf welchem Kanal gut läuft. Inzwischen habe ich dafür ein Gefühl, aber es gibt immer wieder Ausreißer, Überraschungen, Verwunderliches. Dann muss ich reagieren. Performt ein Thema nicht, versuche ich erst, es für einen anderen Kanal aufzubereiten, oder es später noch mal zu veröffentlichen.
Kreatives Jonglieren
Dieses Jonglieren mit den vielen unterschiedlichen Themen auf den Kanälen ist wahnsinnig kreativ. Genauso anspruchsvoll ist es, ein einziges Thema kanalspezifisch für jedes Medium umzusetzen. Oft versetze ich mich in die Bedürfnisse der User hinein: Zum Beispiel reite ich nicht, soll aber das Thema „Pferde im Straßenverkehr“ vermarkten. Da muss man schon gut überlegen, wie man das macht.
Mein Tag beginnt mit einer Übersicht: Was lief gut, was nicht so überragend? Kurz vor neun Uhr startet die erste Abstimmungsrunde mit Kollegen aus den Fachbereichen, die berichten, was bei ihnen ansteht. Gleich darauf die zweite Runde innerhalb unseres CvD-Teams, wir sind sechs Kolleginnen und Kollegen, die intensiv zusammenarbeiten. In der zweiten Runde geht es schon sehr konkret um die Veröffentlichungen des Tages. Ist alles da? Kommt etwas dazu, wird etwas verschoben? Muss etwas kurzfristiger erscheinen, als ursprünglich gedacht? Lieber auf Facebook oder ist das ein typisches Insta-Thema?
Im Laufe des Tages arbeite ich die Themen aus der Morgenrunde ab. Dafür nutzen wir diverse Redaktions- und Planungssysteme, die einen klaren Workflow vorgeben. So sehe ich auf einen Blick, welche Themen heute in die Schlussabnahme müssen, ob die Suchmaschinen-Optimierung erfolgt ist, Grafiken passen. Sind überall Haken zu sehen, veröffentliche ich. Dabei muss ich immer die Übersicht bewahren. Deshalb ist es gut, mit einem erfahrenen Team zu arbeiten.
Jede Entscheidung ist neu
Wir versuchen jeden Tag aufs Neue, System in den steten Fluss der Informationen zu bekommen, denn es gibt kein Standard-Protokoll für die Umsetzung und Ausspielung unserer Themen. Es ist jedes Mal eine neue Entscheidung.
Studiert habe ich Sportjournalismus und dabei gelernt, Inhalte multimedial umzusetzen. Beim ADAC ergab sich die Möglichkeit für ein zusätzliches Volontariat, bei dem ich viele Bereiche des Hauses durchlaufen konnte. In meiner Schulzeit wollte ich eigentlich zur Tagesschau. Aber diese Corporate Communications gefällt mir gut.
Die Arbeit als CvD passt sehr gut zu meinen Stärken und Schwächen. Jeder Tag ist neu, jeden Tag arbeite ich mit vielen Menschen. Ich habe immer etwas anderes auf dem Bildschirm. Dazu ist es sehr spannend, den ADAC mit all seinen Facetten zu zeigen. Oft laufen viele Dinge parallel und unter Zeitdruck. Ich glaube, ich bin ganz gut darin, das zu steuern.
Foto: ADAC/Beate Blank