Bernd Ullmann ist stellvertretender Leiter der ADAC Crash-Anlage in Landsberg bei München und erzählt, wie es ist, wenn die Anlage stillsteht.
Normalerweise führen wir auf unsere Anlage etwa zehn Fahrzeug-Crash-Versuche im Monat durch. Zurzeit sind es null. Da wir nicht nur für den ADAC Aufträge annehmen, sondern auch aus der Fahrzeugindustrie, ist bei uns ziemlich viel Arbeit weggebrochen: Die Hersteller dürfen nicht reisen, viele Ersatzteile kommen – bzw. kommen derzeit nicht – aus China, und so steht bei uns seit vier Wochen ziemlich viel still.
Langweilig wird es mir und meinen Kollegen trotzdem nicht. Endlich kommen wir zu den Arbeiten, die sonst hinten anstehen müssen: wir können in Ruhe unsere Crashtest-Dummys warten, Testequipment optimieren, sortieren und aufräumen und uns Gedanken über Verbesserungskonzepte machen oder Dokumentationen schreiben.
Abwechselnd Arbeiten auf der Crash-Anlage und im Homeoffice
Wir haben Teams gebildet, so dass immer abwechselnd ein paar von uns im Homeoffice Büroarbeit machen und ein paar wenige auf der Crash-Anlage sind. So können wir dort, wo wir gemeinsam arbeiten, die Abstands-und Hygieneregeln gut einhalten. Ein bisschen gespenstisch ist es schon, denn normalerweise arbeiten in unserem Testzentrum rund 150 Menschen. Jetzt ist es wie ausgestorben, zumal natürlich auch die Kantine geschlossen hat.
Obwohl die Situation für alle neu und ungewohnt ist, hat sie auch etwas Gutes: die Zusammenarbeit klappt eigentlich noch besser als zuvor, die Kommunikation via Skype, Whatsapp oder Telefon läuft prima. Wir haben sogar eine virtuelle Kaffeeküche eingerichtet, da darf jeder mal ein Bild oder einen dummen Spruch posten, aber auch mal sein Leid klagen. Denn natürlich ist die Situation insgesamt nicht immer einfach.
Auch bei mir und meiner Familie lief es anfangs mit zwei Kindern und zwei berufstätigen Elternteilen chaotisch. Und allmählich fehlt mir der Kontakt zu Kunden und Kollegen. Ein bisschen vereinsamt man dann doch irgendwann.
Text: Katja Fastrich
Foto: ADAC
Hier lesen: Mahbod Asgari, Vorstand der ADAC SE, berichtet von seiner Führungserfahrung im coronabedingten Homeoffice.